Eine Kindergeschichte mit vielen Tieren zum Vorlesen
Hier wartet ein tierisches Abenteuer auf euch!
Ein kleiner Spatz erfindet immer und immer wieder neue Abenteuer, die er angeblich erlebt hat – doch ob sie wirklich alle stimmen? Und was ist, wenn plötzlich doch etwas passiert? Werden die anderen ihm noch glauben?
„Der Lügenspatz“
„Was? Ein echter Drache?“, fragt Merle, die Maus, als ihr ein kleiner Spatz erzählt, er habe mit einem Drachen gekämpft.
„Ja, es stimmt – er war riesengroß und hat versucht, mich mit seinen scharfen Zähnen und den Zacken an seinem Schwanz zu fangen. Aber, ich war schneller und habe ihn überlistet“, erzählt der kleine Spatz aufgeregt.
Merle staunt.
„Ach das ist doch wieder nur Unsinn, was du uns da erzählst“, ruft eine Eule, die alles mitgehört hat.
„Jeden Tag erzählst du uns solche Lügengeschichten“, gähnt sie.
Der Spatz schüttelt trotzig den Kopf und fliegt davon.
Kurze Zeit später trifft er auf Igel Pep, der gerade seine Kinder von der Schule abholt.
„Hab ich euch schon erzählt, wo es einen echten Schatz gibt?“, fragt der kleine Spatz die Igel.
„Was? Einen echten Schatz?“, rufen die Igel-Kinder neugierig.
„Also ich weiß nicht…“, murmelt Igel Pep und runzelt die Stirn. „Du erzählst immer von Abenteuern, aber ich habe das Gefühl, dass sie alle erfunden sind.“
„Erfunden? Na hör mal!“, ruft der Spatz empört.
„Kinder, wollt ihr mit mir den Schatz suchen?“, fragt der Spatz.
„Au ja!“, rufen die Kinder begeistert, doch Igel Pep stoppt sie sofort: „Auf gar keinen Fall! Wir gehen jetzt nach Hause! Such deinen Schatz allein – den gibt es es sowieso nicht.“
Die Igel-Kinder trotten traurig hinter ihrem Papa her.
So fliegt der kleine Spatz munter weiter.
Er sieht jetzt Frida, das Reh.
„Frida, warte! Habe ich dir schon von dem großen Adler erzählt, der sich vor mir fürchtet?“, ruft er und flattert aufgeregt um sie herum.
„Was? Der große Adler hat Angst vor dir?“, fragt Frida neugierig. „Wie hast du das geschafft?“
„Ich habe ihn überrascht, als er gerade auf Futtersuche war, und dann habe ich ihm gedroht: Wenn er uns nicht in Ruhe lässt, vertreibe ich ihn aus dem Wald!“, prahlt der Spatz.
„Das klingt ja spannend“, sagt das Reh und zittert ein wenig, als es an den gefährlichen Adler denkt.
Der Adler hat den Waldbewohnern schon oft Angst eingejagt, weil er es auf die kleinen Tiere abgesehen hat. Doch die großen Tiere haben ihn bisher immer vertrieben.
„Du brauchst dich nicht zu fürchten – ich bin stärker als der Adler“, sagt der Spatz stolz.
Plötzlich ertönt lautes Lachen aus dem Gebüsch. Der Fuchs kommt hervor geschlichen.
„Deine Geschichten sind doch alle erfunden“, sagt er spöttisch. „Niemand glaubt dir – außer vielleicht dem Reh und der Maus -die glauben alles.“
„Wir haben genug von deinen Märchen – du Lügenspatz“, fügt er hinzu und verschwindet.
Und so geht es jeden Tag. Mal erzählt der Spatz von einem Löwen, den er besiegt hat, mal von einem Zauberfrosch, der Wünsche erfüllen kann. Anfangs hören ihm die anderen noch gern zu, aber bald merken sie, dass nichts davon wahr ist.
Eines Nachmittags fliegt der kleine Spatz über den Teich am Waldrand.
Plötzlich hört er etwas: „Miau! Miau!“
„Was ist das?“, fragt er sich und folgt dem Rufen.
Dann entdeckt er ein Kätzchen, das sich verzweifelt an einem Baumstamm im Wasser festhält. Es droht zu ertrinken.
„Oh nein!“, denkt der Spatz erschrocken.
