Eine Kindergeschichte über Geschwister
Eine Kindergeschichte über Geschwister
„Otto und seine Reise zu seinem Ich„
„Komm schnell! Wir wollen Fußball spielen!“, ruft es laut aus dem Zimmer nebenan. Otto spitzt die Ohren. Meinen die mich? denkt er.
Aber nein. Gemeint ist Leon – der beste Freund von Max, Ottos großem Bruder. Die beiden sind acht, wild und schnell, und fast jeden Tag fahren sie mit ihren Fahrrädern zum Fußballplatz.
Ohne Otto.
Otto ist erst fünf, bald sechs. Und manchmal – eigentlich ziemlich oft – wünscht er sich, er wäre schon groß. So groß wie Max. So mutig. So beliebt.
Otto hat rote Locken, die ihm bis auf die Schultern fallen. Manche Kinder nennen ihn deswegen „Lotte“. Aber Otto stört das nicht. „Sollen sie doch. Ich mag meine Locken“, denkt er tapfer.
Otto spielt gern allein. Dann baut er kleine Autos, malt bunte Bilder oder träumt sich in ferne Länder. Doch heute fühlt er sich allein – und das ist anders als gern allein. Heute wünscht er sich, jemand würde sagen: „Komm, Otto, spiel mit!“
Max tut das nicht. Max ist laut, wild, cool. Seine Hosen haben Löcher, seine T-Shirts sind voller Grasflecken – alle Jungs finden ihn toll. Aber für Otto hat Max oft nur ein genervtes „Geh weg“ übrig.
„Ihr seid doch Brüder“, sagt Mama manchmal. „Es wäre so schön, wenn ihr miteinander spielen würdet.“
Heute will Otto etwas ändern.
Ganz leise schleicht er sich in Max’ Zimmer. Er zieht sich Max’ Sachen an – ein T-Shirt mit einem Fußball drauf, eine Hose mit Taschen und sogar Max’ Mütze. Im Spiegel sieht er sich an. Fast wie Max. Fast cool.
„Vielleicht darf ich ja mitspielen, wenn ich so aussehe wie er“, murmelt Otto. Dann schnappt er sein Fahrrad und fährt los – zum Fußballplatz.
Max und die anderen Jungs kicken schon den Ball. Otto stellt sein Rad ab, geht mutig ein paar Schritte und ruft: „Habt ihr noch Platz für einen schnellen Stürmer?“
Alle schauen ihn an.
„Was machst du denn hier?“ ruft Max, als er ihn erkennt. „Und warum hast du meine Sachen an?“
„Ich will mitspielen“, sagt Otto leise.
„Geh nach Hause“, sagt Max. „Du blamierst mich.“

Otto schluckt. Sein Herz klopft. Dann dreht er sich um, steigt auf sein Fahrrad – und fährt fort.
Zuhause schaut er in den Spiegel. Die Locken schauen unter Max’ Mütze hervor. Er sieht aus wie jemand, der er gar nicht ist. Und plötzlich spürt er eine Träne über seine Wange laufen.
Da hat Otto eine Idee. Eine große Idee:
Er will verreisen.
Weg. Dorthin, wo ihn niemand auslacht. Wo jemand ihn mag – so wie er ist.
Er packt seinen kleinen Rucksack: Zahnbürste, Unterhose, Malblock, etwas Geld, seinen Kompass und seinen liebsten Reiseführer – über Italien. Und dann schreibt er einen Zettel:
„Liebe Mama, lieber Papa, ich bin dann mal weg. Bitte keine Sorgen machen. Ich schreibe euch. Euer Otto.“
Ganz leise schließt er die Tür hinter sich – und macht sich auf den Weg zum Bahnhof.
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