Aschenputtel (Neufassung Erzählgeschichten)
Es war einmal ein liebes Mädchen, das mit seinem Vater und seiner Mutter in einem kleinen, schönen Haus lebte. Doch eines Tages wurde die Mutter krank. Sie nahm die Hand ihrer Tochter und sagte ganz sanft:
„Mein liebes Kind, bleib immer freundlich und ehrlich. Dann wird das Glück dich finden.“
Kurz darauf starb die Mutter. Das Mädchen war sehr traurig und ging oft zu ihrem Grab, um zu weinen.
Ihr Vater heiratete nach einiger Zeit eine neue Frau. Sie brachte zwei Töchter mit ins Haus. Von außen waren sie freundlich, doch in ihren Herzen waren sie gemein und voller Bosheit.
Schon bald sagten sie zu dem Mädchen:
„Du darfst nicht mit uns im schönen Zimmer sitzen! Geh in die Küche!“
Von da an musste das arme Mädchen den ganzen Tag putzen, fegen, kochen und waschen. Wenn sie sich am Kamin ausruhte, setzten sich kleine graue Ascheflocken auf ihre Wangen, und die Schwestern lästerten und sagten zu ihr von nun an nur noch hämisch „Aschenputtel“.
Doch Aschenputtel blieb hoffnungsvoll. Sie erinnerte sich immer an die letzten Worte ihrer Mutter.
Eines Tages ging der Vater auf den Markt.
„Was soll ich euch mitbringen?“, fragte er.
„Schöne Kleider!“, rief die eine Stiefschwester.
„Edelsteine und Perlen!“, die andere.
„Und du, mein Kind?“, fragte er Aschenputtel.
„Nur den ersten Zweig, der dich auf deiner Reise berührt“, sagte sie leise.

So brachte der Vater ihr einen kleinen Haselzweig. Aschenputtel pflanzte ihn ans Grab der Mutter und aus den vielen vergossenen Tränen des Mädchens, wuchs der Zweig zu einem wundervollen Haselnussbaum. Ein weißes Vögelchen beobachtete alles, zwitscherte freundlich und war von jetzt an immer an ihrer Seite.
Eines Tages kündigte der König des Landes ein großes Fest an. Sein Sohn, der Prinz, wollte tanzen und seine Frau finden! Drei Tage sollte es dauern.
Die Stiefschwestern waren ganz aufgeregt. Sie ließen sich schöne Kleider nähen und redeten von nichts anderem.
Aschenputtel musste ihnen helfen. Sie flocht Zöpfe und schnürte ihre Kleider. Sie traute sich kaum und fragte zaghaft: „Darf ich auch mitkommen?“
„Du? Mit deinen schmutzigen, alten Kleidern?“, lachten die beiden Stieftöchter. „Bleib lieber bei deiner Asche!“
Als sie fort waren, weinte Aschenputtel an dem Haselnussbaum. Da kam das weiße Vögelchen angeflogen und rief:
„Was wünschst du dir, liebes Kind?“
„Ich möchte so gern auch auf das Fest gehen und tanzen“, flüsterte sie.
Da flüsterte ihr das Vögelchen einen Zauberspruch:
„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
wirf Gold und Silber über mich.“
An dem Baum hing jetzt ein Kleid, so wunderschön, dass es funkelte wie Morgentau im Sonnenlicht. Dazu passende, glitzernde Schuhe.
Schnell zog Aschenputtel sich an und lief los.




